„Kennst du eigentlich Die Regierung?“, hatte Carol von Rautenkranz damals Carsten Friedrichs gefragt. Kannte er nicht. Der Bandname sagte ihm was, hatte er aber irgendwie unter Industrial oder so was abgespeichert und daher einen Bogen drum gemacht. „Hör dir die mal an, die machen auch so Schrottpop, müsste Dir gefallen.“ Da war seine Neugier geweckt. Carol wusste, wem er was wie anpreisen musste, er war nicht umsonst Labelchef. Er schenkte ihm ein Promo-Tape vom Album „So Drauf“ und er wurde zum ersten
Mal in seinem Leben Anhänger einer Regierung. Kurze Zeit später musste Carol niemandem mehr Die
Regierung anpreisen, da dann „Unten“ erschienen war.
„Unten“ (Reissue 29.11.24/LP/CD/DSP/Tapete Records) enthält 14, zumeist quecksilbrige, Folk-Pop-Songs für moderne Liebende. Cool, realistisch und doch überromantisch vorgetragen mit so einer Art gainsbourgischer Distanziertheit. Noch dazu mit Thies Mynthers Klavier! Das Klavier auf „Unten“ addiert zu den Songs gleichzeitig etwas Großes, etwas Entrücktes und etwas Eigenes. Nenne eine Indieband von damals mit Klavier. Wenn so Musikfachleute in Musikzeitschriften früher Platten mit den Worten gelobt haben, dass da ja nun jeder Ton sitzen würde, konnte Carsten sich da immer wenig drunter vorstellen, bis er „Unten“ gehört hat. Das war dann die Platte, die sich Leute gekauft haben, die bis dahin mit Musik aus Deutschland nix anfangen konnten.
Texte waren bzw. sind natürlich auch spitze. Den Alltag adelnde Skizzen. Mit so wenigen Worten so viel sagen, das kann nicht jeder! Kann eigentlich keiner oder macht(e) keiner. Vielleicht noch die Ramones. Das Besondere an den Texten ist vermutlich auch diese Beiläufigkeit. Oft hat man ja bei deutschen Texten, auch von guten Textern und Texterinnen, das Gefühl, dass die einem da was einhämmern oder einen überzeugen wollen, das hatte man bei Der Regierung nicht, das war (und ist) anders.